Newsletter Nr. 142

Liebe Mitglieder unserer Pfarreiengemeinschaft, liebe Mitchristen!

„Keins seiner Worte glaubte ich,
hätte er nicht geschrien: „Gott, warum hast Du mich verlassen“

Das ist mein Wort, das Wort des untersten Menschen.

Und weil er selber so weit unten war,
ein Mensch, der „warum“ schreit
und schreit „verlassen“,
deshalb könnte man auch die Worte,
die von weiter oben,
vielleicht
ihm glauben.”

So sagte Rudolf Wiemer einmal.

Gestern haben wir den Karfreitag gefeiert.
Vielleicht waren Sie in unseren Kirchen dabei, haben über Telefon mitgefeiert oder einen Gottesdienst im Fernsehen angeschaut.

Der Karfreitag bringt uns zwei sehr eindrückliche Zeichen:
Ein weit offen stehender, leerer Tabermakel. Und in der Mitte das große Kreuz, an dem der Herr hängt.

Wer nach dem Gottesdienst noch ein wenig zum Gebet geblieben ist oder auch heute noch beim Gebet war,
der konnte diese Leere, diese Verlassenheit und Einsamkeit spüren.

Der Tabernakel ist leer. Jesus ist nicht mehr da. Gott ist nicht da. ER hängt am Kreuz. Für uns gestorben.

Ein Ausdruck tiefster Verlassenheit. So ist das vor 2000 Jahren geschehen.
Und so erfahren es Menschen immer und immer wieder. Bis heute.
Menschen, die an persönlichen Schicksalen schwer zu tragen haben,
denen Krankheit, Arbeitslosigkeit, Gewalt und Streit das Leben zu einem eigenen Kreuzweg machen.

Karfreitag.

Für so viele Menschen, hier bei uns, in unserer Pfarreiengemeinschaft und Nachbarschaft und weltweit, ist ihr Leben wie ein andauernder Karfreitag.

Karfreitag.
Wann hört er endlich auf? Wann kommt endlich die Erlösung, die Befreiung, die Auferstehung?

Diese Frage müssen sich auch die Freunde Jesu, die Frauen, die ihm bis unters Kreuz gefolgt waren und seine Mutter gestellt haben.
Wie wird es nach dem Tod Jesu weitergehen?

Die ersten Auferstehungsberichte der Bibel sind wenig festlich, feierlich oder euphorisch.
Sie sind gekennzeichnet von Angst, von tiefem Schrecken, von Unverständnis, von Zweifel.

Das als erstes aufgeschriebene Evangelium bei Markus endete ursprünglich mit den Worten:

„Da verließen sie (die Frauen) das Grab und flohen; denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt.
Und sie sagten niemand etwas davon; denn sie fürchteten sich.“

Die Auferstehung und der Glaube daran ist also nichts, was man wie einen Lichtschalter von jetzt auf gleich einschalten kann.
Wer mitten im Karfreitag steckt, der wird nicht plötzlich ganz fröhlich sein.

Wer gerade im Krieg Familie und Zuhause verloren hat, wird auch morgen keine Freudentänze machen.

Hat die Osterbotschaft dann keine Macht oder Sprengkraft?

Oh doch, das hat sie.
Im Gegenteil: Gott hat in Jesus Christus gezeigt und bewiesen:
Dieser Karfreitag ist nicht das Ende. Das Gefühl von Verlassenheit, Verzweiflung und Angst ist und bleibt wahr.
Aber es ist nicht das Letzte.

Denn durch die Auferstehung Jesu hat Gott gezeigt, dass ER immer das letzte Wort haben wird:

dass Gott stärker und mächtiger ist als der Tod.

dass Gott uns auch in der größten Verlassenheit nicht verlässt.

dass Gott für die Hilflosen und Unterdrückten, für die Ausgelieferten Partei ergreifen wird.

dass Gott der Gott des Lebens ist, der Leben will und Leben schenken wird.

War für Sie als Kind das Osterfest auch immer ein Fest voller Freude und Glückseligkeit?
Die so ewig scheinende Fastenzeit war endlich zu Ende, der triste Karfreitag vorbei – und endlich die große Osterfreude,
die lang ersehnte Schokolade, der schöne Schmuck zuhause und in der Kirche und das sichere Gefühl:
Gott ist so mächtig. Jesus ist vom Tod auferstanden. Jetzt ist alles gut.

Als Erwachsener fällt es manch einem vielleicht schwer Ostern so ungetrübt zu feiern.
Die Nachrichten aus aller Welt und die eigenen Nöte sind im Hinterkopf hartnäckig.
Die Anfragen – auch an Gott in unserer Welt – verstummen nicht gänzlich.

Und doch: Jesus ist von den Toten auferweckt worden und auferstanden.
Er lebt. Der Tod ist in seiner Endlichkeit besiegt und vernichtet.
Bei all dem, was Ihr und unser Leben schwer macht, ist uns diese unerschütterliche Hoffnung und Zusage Gottes geschenkt:

Ich bin da. Ich liebe Dich. Ich werde Dir – wenn Du das möchtest – ewiges Leben bei mir schenken.

Unsere Kirchen haben sich gewandelt.
Der Tabernakel ist wieder “bewohnt”. Der HERR selbst ist sichtbar in unserer Mitte.

Das Kreuz steht immer noch in unseren Kirchen. Der verlassene Blick Jesu bleibt.
Und doch steht nun neben dem Kreuz die Osterkerze – unauslöschliches Zeichen dafür, dass die Erlösung schon begonnen hat;
dass der Karfreitag eben nicht das Ende war.

Liebe Mitchristen,

ob Sie nun Ostern voller Freude und ausgelassen feiern können, oder ob sie auf Grund von Trauer, Krankheit oder anderen Sorgen nicht fröhlich sein können:

so oder so wünschen wir Ihnen und Euch von Herzen die Kraft und Hoffnung dieser Osterbotschaft.

Wir wünschen Ihnen, dass Sie mit eigenem Herzen spüren dürfen:
Jesus ist auferstanden. Ja, er ist wahrhaft auferstanden.

Er hat die Welt erlöst. Auch mein Leben ist schon gerettet!

Im Anhang schicken wir Ihnen einige Impressionen unserer Pfarrkirchen sowie die Predigt von Pfarrer Wagner aus der Osternacht mit.

In österlicher Verbundenheit,
Ihr und Euer Pfarrteam von St. Paul – St. Josef