Newsletter Nr. 132

Liebe Mitchristen, liebe Mitglieder unserer Pfarreiengemeinschaft!

Wie geht es Ihnen? Welche privaten und familiären Herausforderungen haben Sie gerade?
Welche kleinen Freuden des Alltags dürfen Sie gerade erleben?

Die vergangenen 2 Wochen waren für die katholischen Christen von sehr viel Aufruhr geprägt.

Am 20.1.2022 wurde das Gutachten 2022 zu sexuellem Missbrauch im Bereich der Erzdiözese München und Freising vorgestellt.

Sie haben über dieses Gutachten sicherlich schon viel gehört, gelesen und darüber gesprochen.

In einem unabhängigen Gutachten wurden – auf Grund der Personalakten – versucht, sämtliche Verfehlungen seitens Kleriker oder kirchlicher Hauptamtlicher in Bezug auf sexuellen Missbrauchs, sexualisierter Gewalt und Grenzüberschreitungen zu benennen und darzustellen.

Das Ergebnis ist ein 1893-seitiges Werk. Insgesamt sind die 65 Fälle sexuellen Missbrauchs Minderjähriger oder erwachsener Schutzbefohlener dargestellt, in denen die Gutachter zu der Überzeugung gelangt sind, dass ein Fehlverhalten der Diözesanleitung vorliegt: In Form der Missachtung bestehender rechtlicher Vorgaben oder des kirchlichen Selbstverständnisses.
Alle diese Fälle wurden laut Gutachter nicht – wie rechtlich gefordert – aufgeklärt und gegebenenfalls sanktioniert; die Belange der Geschädigten wurde in diesen Fällen nicht in der gebührenden Art und Weise beachtet.  

Das gesamte Gutachten zum Nachlesen oder gezieltem Suchen finden Sie unter diesem Link.

Fragen rund um das Entstehen, die Konsequenzen und den Umgang mit den neuen Erkenntnissen finden Sie auf der Homepage des Erzbistums.

In einem Fall sexuellen Missbrauchs in der Mitte der 1950ger Jahre schrieb ein Dekan an den damaligen Generalvikar über die Situation in der Pfarrei des beschuldigten Pfarrers wie folgt:

„Die beiden Parteien in [der Pfarrei] sind ganz durchsichtig, jede hat ihre beiden Flügel. Die scheinbar größere Pro Pfr. Partei setzt sich zusammen aus:
1. willigen Ignoranten,
2. Diabolischen Wissern, deren es in [der Pfarrei] viele geben kann, die ein Alibi für ihre eigenen widrigen sittlichen Anschauungen finden,
3. gutmeinenden Wissern, die nach falsch kath. Art meinen, alles vertuschen zu müssen. (Gutachten, Seite 470)

„Willige Ignoranten, diabolische Wisser, gutgemeinte Wisser, die um der katholischen Kirche willen vertuschen wollen.“ – das ist wohl eine treffende Zusammenfassung, durch welche Menschen mehrere Jahrzehnte lang, im Deckmantel der Kirche, solch ein Schrecken und Gräuel herrschen konnte.

„Die Kirche hat als Institution vollends versagt.“, sagen die einen.
„Die Kirche braucht eine Reformänderung, wenn sie weiter bestehen will!“, sagen andere.
„Wo kann ich wie aus der Kirche austreten? Was kostet das?“, sind Fragen, die derzeit zuhauf im Internet kursieren.

Vier Tage später brachte die am 24.1.2022 veröffentliche Initiative #outinchurch
von einer ganz anderen Seite her ein neues Beben durch die katholische Kirche in Deutschland.

https://outinchurch.de/

Die Gruppe stellt sich selbst wie folgt vor: „Wir, das sind hauptamtliche, ehrenamtliche, potentielle und ehemalige Mitarbeiter*innen der römisch-katholischen Kirche. Wir arbeiten und engagieren uns unter anderem in der schulischen und universitären Bildung, in der Katechese und Erziehung, in der Pflege und Behandlung, in der Verwaltung und Organisation, in der sozialen und caritativen Arbeit, als Kirchenmusiker*innen, in der Kirchenleitung und in der Seelsorge. Wir identifizieren uns unter anderem als lesbisch, schwul, bi, trans*, inter, queer und non-binär.“

Bei dieser Initiative geht es vor allem um den Umgang mit Katholiken, insbesondere im kirchlichen Dienst, die auf Grund Ihrer sexuellen Identifizierung kirchenrechtlich wie theologisch an Grenzen gelangen. Darüber werden wir in einem der nächsten Newsletter noch einmal genauer berichten und erklären.

Aber auch hier ist die Medienwirksamkeit groß: Wie kann eine Kirche, die besonders in Hinblick auf die Missbrauchsskandale sämtliches moralischen Vertrauen verspielt hat, gläubige Menschen auf Grund Ihrer Sexualität so ausgrenzen, sie als Sünder und Schöpfungswidrige bezeichnen und ihnen die wirkliche Liebe zu anderen Menschen absprechen?

Wie geht es Ihnen damit?

Noch vor ein paar Jahren waren vor allem Priester, (männliche) Ordensmännern und andere (vor allem männliche) kirchliche Mitarbeiter unter einer Art Generalverdacht.

Spätestens seit diesem Gutachten fühlen sich aber auch viele der „normalen“ Katholiken in Bayern/Deutschland zunehmend zur Stellungnahme gezwungen.
„Was, Du gehst immer noch in die Kirche?“, „Wie kannst Du da jetzt noch jeden Sonntag hinlaufen?“,
„Du wirst doch nicht Dein Kind zu solchen Leuten schicken“ (im Rahmen der Erstkommunionvorbereitung!) – mit Aussagen wie diesen fühlen sich viele der aktiven Gemeindemitgliedern vor Ort ausgesetzt.

Was denken Sie?

Wie geht es Ihnen einerseits mit den erschreckenden und tief schmerzenden Erkenntnissen des Gutachtens – vor allem auch in Hinblick auf die so vielen unschuldigen Opfern – meist Kinder und Jugendliche oder beeinträchtigte Erwachsene? Und dass Sie, dass Sie offiziell Teil dieser Institution sind?
Wie geht es Ihnen andererseits mit der Tatsache, dass die Institution Kirche durch Kirchenrecht und theologisches Verständnis Nicht-Heterosexuelle so ausschließt und tiefe Verletzungen zufügt?

Viele Fragen gehen uns allen gerade durch den Kopf und auch durchs Herz.
Auch uns als Hauptamtlichen.

Wir möchten mit Ihnen darüber reden; mit Ihnen darüber ins Gespräch kommen;
Ihr Unverständnis, Wut und Enttäuschung anhören und mögliche Fragen beantworten.

Deshalb laden wir an diesem Wochenende nach den Gottesdiensten zu einem Gesprächsaustausch ein:

In St. Paul: 
am Samstag, 05.02., nach der Vorabendmesse, die um 18.30 Uhr beginnt;
am Sonntag, 06.02. nach dem Familiengottesdienst, der um 10.30 Uhr beginnt.

In St. Josef:
am Samstag, 05.02., nach der Vorabendmesse, die um 17.30 Uhr beginnt; 

In St. Johannes:
am Sonntag, 06.02. nach der Messe, die um 09.00 Uhr beginnt

Pfarrer Wagner wird nach diesen Gottesdiensten zu einem offenen Gespräch in der Kirche zur Verfügung stehen.

Wir laden Sie alle zu diesem Austausch ein. Falls Sie an diesen Tagen nicht dabei sein können, sich aber trotzdem über dieses Thema mit uns unterhalten wollen, melden Sie sich bitte für einen Gesprächstermin in den Pfarrbüros.

An dieser Stelle – auch schon mal als Grundlage möglicher Gespräche am Wochenende – wollen wir auf unser Schutzkonzept der Pfarreiengemeinschaft St. Paul – St. Josef hinweisen:

Damit sich Kinder, Jugendliche, aber auch alte oder behinderte Menschen in den Pfarreien wohl und behütet fühlen können, hat die Deutsche Bischofskonferenz beschlossen, dass jede Pfarrei ein Schutzkonzept zur Prävention vor sexualisierter Gewalt ausarbeiten soll, das auf die Bedürfnisse der einzelnen Pfarrei zugeschnitten sein soll.

In unserer Pfarreiengemeinschaft hat sich eine Arbeitsgruppe „Prävention“ seit etwa zwei Jahren in diese Materie eingearbeitet und hat nun ein Schutzkonzept nahezu fertiggestellt. Kern dieses Schutzkonzept ist ein Verhaltenskodex, der den Umgang aller Pfarrangehörigen untereinander anspricht und eine Kultur der Achtsamkeit fördert. Dieser Verhaltenskodex ist auf der Homepage unserer Pfarrei unter der Rubrik „Prävention“ bereits einsehbar und soll nach der offiziellen Einführung des Schutzkonzepts, die für den Frühsommer vorgesehen ist, an alle Pfarreiangehörige in schriftlicher Form verteilt werden.

Für den Fall, dass es trotz Prävention, Vorsicht und Aufklärung zu Vorkommnissen kommt, enthält das Schutzkonzept Maßnahmen, die bei Grenzverletzungen stufenweise ergriffen werden können. Im Zentrum steht dabei das Kummerkastenprinzip, das niederschwellig einen Beschwerdeweg in Gang setzen soll.

Das Schutzkonzept wird in den nächsten Tagen druckfertig und dann den zuständigen Stellen im Bistum zur Genehmigung vorgelegt. Anschließend wird es von den Kirchenverwaltungen unserer Pfarreiengemeinschaft in Kraft gesetzt und für alle zugänglich gemacht.

Den Link auf unsere Homepage finden Sie hier.

Auch wollen auf die Prävention des Bistums Regensburg und weitere Informationen hinweisen: Link 

Obgleich es inhaltlich schon sehr viele Informationen für heute waren, möchten wir Ihnen noch einige Informationen für die kommende Woche mit auf den Weg geben:

  • Samstag/Sonntag:

    • Wir feiern wie gewohnt Gottesdienst. Denken Sie auch an die Möglichkeit zur Gottesdienstteilnahme über Telefonübertragung.

      Paul: 0941-94 584 000 und St. Josef: 0941-94 584 005

      Nach den Gottesdiensten (s.o.) besteht die Möglichkeit zum offenen Austausch darüber, was uns bewegt/beschäftigt.

    • Um 9.30 Uhr feiern wir wieder KiKi-Kinderkirche in St. Paul.

  • Am Dienstag, 08.02.

    • Um 14.30 Uhr trifft sich wieder die Fröhliche Runde in der Pfarrkirche St. Paul zur gestalteten Wort-Gottes-Feier, die unter dem Thema „Jesus – mein Leuchtturm in stürmischer Zeit“ steht.

    • Die Erstkommunionkinder aus St. Paul und St. Josef mit St. Johannes treffen sich zum Zoom-Treffen von 16.15-17.15 Uhr.

      Der Link, die Materialien und nähere Infos finden Sie hier

    • An diesem Tag findet KEINE Abendmesse in St. Paul statt.

  • Am Donnerstag, 10.02.

    findet die letzte Sitzung des derzeitigen Pfarrgemeinderates im Pfarrzentrum St. Paul statt.

    Die Wahl d. neuen Pfarrgemeinderates findet am 19./20. März statt.

    Dafür suchen wir immer noch Kandidat/innen: Wäre das nicht etwas für Sie?

  • Am Freitag, 11.01.

    • Wird die Abendmesse um 18.30 Uhr in St. Paul besonders für die Firmgruppe I gestaltet.

Und noch eine herzliche Einladung für die Fastenzeit:
Exerzitien im Alltag in der Fastenzeit 2022

Gemeinsam als Gruppe und jede/r für sich allein zu Hause werden wir die Fastenzeit gestalten. Dabei begleiten werden uns die Erfahrungen des Propheten Jona. Mit ihm wollen wir uns einlassen auf wesentliche Fragen, die uns im Leben gestellt werden und uns davon reich beschenken lassen.

Es gibt zwei Möglichkeiten, teilzunehmen:

  1. Mit einem Impulsheft mit täglichen Impulsen für die eigene Gebetszeit, dazu wöchentliche Gruppentreffen

  2. Jeweils ein wöchentlicher Impuls, dazu wöchentlich Gruppentreffen

Die (fast) wöchentlichen Gruppentreffen finden immer dienstags, 19.15-20.15 Uhr in der Kirche St. Paul statt:

Dienstag, 22.2. (zur Einstimmung) | 08.03. | 22.03. | 29.03. | 05.04. | 12.04.

Das Abschlusstreffen nach Ostern wird zusammen vereinbart. Kosten: 5€

Anmeldung bitte bis 10.2. bei sabrina.lenz@bistum-regensburg.de

Trotz der schweren Themen und vielleicht auch aufwühlenden Fragen wünschen wir Ihnen und Euch mit diesem Newsletter einen guten Start in ein gesegnetes und froh machendes Wochenende!

Für viele Dinge fehlen gerade noch die richten Worte.

Lassen Sie sie uns gemeinsam finden: Indem wir als umsichtige Gemeinde vor Ort, aufrichtig miteinander umgehen, uns gegenseitig ermutigen und verbunden mit Gott einen guten Weg in die Zukunft finden.

Lassen Sie uns nicht allein damit.
Sie wissen – Kirche ist so viel mehr als Institution und kolossales Versagen.
Kirche, das sind auch wir mit unserer Pfarreiengemeinschaft hier vor Ort in Königswiesen, Ziegetsdorf, Pentling und Grass.

Der HERR braucht uns in diesen Zeiten – mehr denn je.

Möge ER eingreifen und in SEINER Kirche für Gerechtigkeit sorgen,
wo wir Menschen es anscheinend nicht vermögen.

In Verbundenheit,
Ihr und Euer Pfarrteam von St. Paul – St. Josef