Newsletter Nr. 91

Liebe Mitchristen, liebe Mitglieder unserer Pfarreiengemeinschaft!

Wie geht es Ihnen heute – so kurz vor dem Osterfest, das auch heuer wieder ganz anders sein wird als gewohnt? Immerhin – wir können die Gottesdienste vor Ort in unseren Kirchen feiern – wenn auch in begrenzter Zahl und ohne etliche unserer Gemeindemitglieder, die aus gesundheitlichen Gründen nicht kommen können oder einfach Bedenken haben wegen der weiterhin grassierenden Seuche.

Was aber feiern wir an den kommenden Tagen, sei es in der Kirche, sei es zu Hause?

„Einen sah ich sterbend in das Leben gehn“ – mit diesem Satz aus einem Gedicht des Theologen Lothar Zenetti könnten wir Ostern, die Mitte unseres Glaubens in ein parodoxes Bild fassen.

Einmal ist damit gesagt, dass es ein Weg ist, den wir mit Jesus gehen, den Weg über Leiden und Tod ins Leben. Die Gottesdienste des Gründonnerstag, des Karfreitag und der Osternacht nehmen uns mit auf diesen Weg. Sie gehören zu den ältesten Gottesdiensten der Kirche.
In ihnen haben sich viele Texte, Riten und Gebräuche erhalten, die sie so einzigartig und unverwechselbar machen, die aber nicht immer einfach zu verstehen sind.

Die Theologie dieser Tage ist dabei voller Paradoxe, d.h. voller Aussagen, die in sich rätselhaft und unauflöslich widersprüchlich sind: Der König auf dem Esel – der Herr als Knecht – Gott am Kreuz – Himmel, gesät auf die Erde – Licht im Dunkel – Leben aus dem Grab. Man kann wahrscheinlich von Gott und Jesus, seinem Sohn, nicht angemessener sprechen!

Der historische Anlass für die Entstehung des Osterfestes war die Hinrichtung Jesu im Zusammenhang eines Pessachfestes, bei dem die Juden bis heute die Geschichte deuten und als Heils- und Befreiungsgeschichte mit Gott feiern.

So haben die ersten Christen sicher das alljährliche Pessachfest weiterhin gefeiert,
wobei sie dabei der besonderen Ereignisse um Jesus Tod und Auferstehung gedachten.
Die frühesten Belege für eine christliche Osterfeier haben aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. Die Feier bestand aus einem einzigen nächtlichen Gottesdienst, der Leiden, Tod und Auferstehung Jesu thematisierte. Ab dem 4./5. Jahrhundert weitete sich diese Feier auf mehrere Tage aus, da man zunehmend interessiert war an den historischen und örtlichen Gegebenheiten des Lebens und Wirkens Jesu.

Es entstand die Heilige Woche mit den uns geläufigen Tagen des Palmsonntag, des Gründonnerstag, des Karfreitag, des Karsamstag und es Osterfestes, noch erweitert um Himmelfahrt und Pfingsten. Trotz dieser Aufteilung war der Zusammenhang von Leiden, Tod und Auferstehung in der Antike immer im Blick. Erst im Mittelalter ging er zunehmend verloren. Nach dem II. Vatikanischen Konzil wurde die alte Einheit wieder hergestellt.

So heißen die Feste, die jetzt vor uns liegen „Die Drei Österlichen Tage vom Leiden und Sterben, von der Grabesruhe und von der Auferstehung des Herrn“ (Sacrum Triduum).

Wenn Sie die Gottesdienste an diesen Tagen mitfeiern, erkennen Sie den Zusammenhang:

Die Abendmahlsmesse am Gründonnerstag endet ohne Segen, die Karfreitagsliturgie beginnt in der Stille und endet wieder ohne ausdrücklichen Segen, die Osternachtfeier beginnt ebenfalls in Stille und erst an ihrem Ende stehen der Segen und das „Gehet hin in Frieden“ – im Grunde eine große Feier mit verschiedenen Schwerpunkten. Oder eben der Weg mit Jesus vom Tod ins Leben!

Dabei ist Ostern nicht einfach ein „Happy-End“. So wie es auch nach der nächtlichen Osterfeier Nacht bleibt, so bleiben uns Tod und Grab nicht erspart. Aber wir erhalten eine Ahnung vom göttlichen Leben, von der Hoffnung, die wir im Herzen tragen dürfen: Wie Jesus „sterbend ins Leben zu gehen“!

Das in diesen Zeilen erwähnte Gedicht von Lothar Zenetti lautet übrigens vollständig so:

Keiner weiß, wie lange werden wir noch sein,
morgen oder heute holt der Tod uns ein.
Keiner kann uns helfen, jeder stirbt allein,
und es bleibt am Ende nur ein Grab, ein Stein.
Alle unsre Namen wird der Wind verwehn,
oder ruft uns einer, dass wir fortbestehn?
Kann es ein, dass Gott uns einst vom Tod befreit
Und in Freude wandelt alles Menschenleid?
Ob wir dann wie Kinder vor dem Vater stehn
Und mit neuen Augen seine Wunder sehn?
Werden wir dann hören, wie die Schöpfung singt,
wie das Lied der Sterne und der Blumen klingt?
Eine neue Erde, wie soll das geschehn,
dass wir unsre Lieben einmal wiedersehn?
Oder sind das Träume, die wir uns erdacht?
Wer von uns ist jemals aus dem Tod erwacht?
Wer wälzt von dem Grabe uns den schweren Stein?
Wer kann, wenn wir tot sind, uns vom Tod befrein?
Einen sah ich sterbend in das Leben gehen,
und ihm will ich glauben, dass wir auferstehn.

Kinder und Teens * Kirche * Daheim:

An dieser Stelle wollen wir vor allem die Kinder und Familien noch einmal auf unser online-Angebot hinweisen. Viele von Euch und Ihnen kommen in diesen Tagen nicht zu den Gottesdiensten in die Kirchen: Besonders für Euch haben wir alle Bibelerzählungen dieser Tage, spannende Hinweise zu den Feierlichkeiten, sowie Gebete und Anleitungen zusammengestellt. Sie finden sie wie gewohnt unter https://st-paul-josef-regensburg.de/?page_id=3327.

Und denken Sie bitte daran, dass Sie am Karfreitag zur Kreuzverehrung gerne Blumen mitbringen dürfen.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Euch, Euren Familien und Freunden,
besonders aber auch allen, die krank, allein oder voller Sorgen sind, einen gesegneten Weg durch die Feier der österlichen Geheimnisse und ein frohes, hoffnungsvolles Osterfest!

Für das gesamte Pfarrteam von St. Paul – St. Josef, 
Ihr Pfarrer Horst Wagner